Georg-Friedrich Wolf

Horus

Horus ist das Rad eines 2.Weltkrieg Panzers aus den Wäldern östlich von Berlin. Das Rad hat einen gewaltigen Durchschuss. Ich habe in den vergangenen Jahren an sehr verborgenen und oft auch unheimlichen Orten nach Hinterlassenschaften und Zeugen des 2.Weltkriegs gesucht. Dabei stieß ich auf das Panzerrad, das mich tief erschütterte.
Die Form ist dynamisch und kraftstrotzend, fast heroisch. Erst der Augenblick des Berstens offenbart die Kraft und Stärke, die dem stählernen Rad innewohnt. Gleichzeitig ist dieser Augenblick sein Ende.
Das ist auf den ersten Blick faszinierend. Auf den zweiten Blick wird klar, dass dies der Moment ist, in dem das Geschoss seinen Weg ins Innere des Panzers findet und fünf junge Menschen sterben - Horus ist der ägyptische Gott des Krieges, meine Skulptur Horus ist der Tod selbst.
War es ein russischer Panzer, oder ein Deutscher? Sicher lässt sich das identifizieren, aber für meine Aussage sollen die Opfer anonym bleiben.

Mein Ziel war es dem Horus durch diese Aufstellung und durch die Oberflächenveredelung so viel Schönheit und Kraft zu verleihen, dass der faszinierte Betrachter erschrickt, wenn ihm klar wird womit er es zu tun hat.

Killing Exercise

Killing Exercise sind zwei Fundstücke. Es handelt sich um stählerne Beschussplatten aus dem Kugelfang eines Schießstandes. Jede der Platten hat über eine Nutzungszeit von ca. 10 Jahren rund eine dreiviertel Millionen Gewehrkugel Einschläge abgefangen.

Wir leben in Mitteleuropa in einem inselartigen Frieden auf einer Woge ungebremsten Wohlstands. Dabei übersehen wir leicht, dass an vielen Orten der Welt Kriege toben, in Syrien, Afghanistan, Jemen, Mali oder Palästina.
Wenn bei uns jemand „schießt“ so handelt es sich fast ausschließlich um Sport. Niemand spricht aus, dass es sich beim sogenannten Sportgerät um Waffen handelt, die nur zu dem einen Zweck erfunden und gebaut sind, nämlich zum Töten. Niemand von uns hier weiß, was es bedeutet bedroht zu sein und so vergessen wir den Zweck der Waffe.
Und gerne übersehen wir, dass es sich bei genau diese „Schießeisen“ häufig und bevorzugt um Deutschlands Exportschlager handelt.

Georg-Friedrich Wolf

Georg-Friedrich Wolf, *1962 in Freiburg, ist Stahlbildhauer. Das von ihm bearbeitete Material ist fast ausschließlich Stahl; ihm gehört – wie er selbst sagt – sein ganzer 
Respekt; aus dem Charakter des Stahls schöpft er seine Inspiration. Es geht immer auch um die gesellschaftliche und technikhistorische Relevanz, die das Material mit sich bringt.
Seine bildnerischen Ideen schöpft Wolf aus seinen Reisen und dem Kontakt mit anderen Völkern und Kulturen, vor allem des Nahen und Mittleren Ostens. Neben den kulturhistorischen Aspekten sind es die aktuellen Fragen von Zusammenleben und Toleranz, die seinen Werken zugrundeliegen.