Madeleine Dietz
Kein Rosenhain
Die jüngsten Arbeiten der Künstlerin Madeleine Dietz sind scheinbar von einem widersprüchlichen Duktus getragen. Zunächst blicken wir auf einen die Arbeit begrenzenden Stahlrahmen. Er ist im Inneren mit Erde gefüllt. Über die Erdschichten hat die Künstlerin nun aber Wellengitter eingezogen, die in unterschiedlichen Dichtegraden den Blick auf die darunter befindliche Erde erschweren. In früheren Objekten war der Blick auf die Erde und auf den Stahl unmittelbar, so dass höchst Künstliches (Stahl) und höchst Natürliches (Erde) miteinander in Kontrast gerieten. Man befasste sich im Sinne der konkreten Kunst mit der Materialität und setzte sie zueinander in Beziehung. In ihrem späteren Arbeiten hat die Künstlerin diesen Kontrast aufgebrochen und um weitere Fragestellungen ergänzt: sei es, das nun Rosenholz einbezogen wurde, sei es das Ruinenstrukturen ein Element des Objektaufbaus waren. Bei den aktuellen Arbeiten geht es aber um den Blick, dessen Wahrnehmung irritiert, ja begrenzt wird. Und es geht um einen anderen Kontrast, der in der literaturwissenschaftlichen Diskussion als der von hohem und niedrigem Stil diskutiert wird. Während wir mit den reinen Formen von Stahl und Erde eher das Elementare und Grundsätzliche verbinden, ist für uns das Wellengitter eher ein Gebrauchs- und Arbeitsgegenstand. Er wird im Alltag eher für ausgrenzende und abgrenzende Zäune genutzt, die den Zugang verwehren. Das heißt, allein die Konstellation der verwendeten Materialien lässt uns über unseren eigenen Blick, über die Begrenzungen unserer Wahrnehmung und die Grenzziehungen in unserer Welt nachdenken.