Julia Krahn

Schönerheit

Schönheitsideale wechseln und sind kulturell verschieden – was an den Adelshöfen im 18. Jahrhundert als schön galt, Männerstrumpfhosen und gepuderte Perücken, erscheint heute eher amüsant. Lässt sich die Welt in ihrer Schönheit auch mit einem anderen „Ansehen“ beschreiben?
Julia Krahn hat in Hannover in einer Kirche Fotos von Menschen mit Behinderungen gemacht. Sie hat die Menschen, mit ihrem Einverständnis, entkleidet und bemalt. Betreuer halfen ihnen, die richtige Position einzunehmen. So wurden sie ins Bild gesetzt, wie es das Liebeslied des alten Testaments, das Hohe Lied, in seinen Versen besingt. Siehe meine Freundin du bist schön; schön bis du, deine Augen sind wie Taubenaugen. Sie mein Freund, schön bist du und lieblich, unser Lager ist grün.

Die Fotografien sind so wirkungsvoll, weil man eine Schönheit entdeckt, die tiefer geht als ebenmäßige Körperproportionen – Julia Krahn hat sie „SchönerHeit“ genannt.
In diesen Bildern ist etwas kenntlich, was sich in der Erfahrung von Schönheit durch die Jahrhunderte verschoben hat. Es gab einmal eine andere Einsicht in die Wahrheit des Schönen. Thomas von Aquin hat im 13. Jahrhundert beschrieben, dass das Wahre, Gute, Schöne in unserer Welt nur bestehen kann, wenn es vom Wahren, Guten, Schönen verursacht ist, nämlich von Gott selbst. Die Bilder von Julia Krahn eröffnen nicht nur einen neuen, verwandelten Blick auf Menschen, sondern erinnern an eine Schönheit, die allen Blicken voraus geht und ihren Grund in Gott hat.

www.juliakrahn.com